Geschenke für Geschenkallergiker

„Ich habe alles, bitte schenkt mir nichts!“
Diesen Satz höre ich vor allem von alten Menschen.
Das Phänomen „wunschlos glücklich“ hat einen interessanten Hintergrund:
Statistisch gesehen werden wir „ganz von selbst“ mit zunehmendem Alter glücklicher und zufriedener. Das Bedürfnis etwas zu verändern oder etwas zu haben, nimmt ab*.
Aber: sollst Du die Person tatsächlich beim Wort nehmen und ihr nichts schenken?
Nein.
Es gilt zu klären, was der Hintergrund für diesen Wunsch ist.

Allergie gegen Überflüssiges

Möglicherweise wird diese Person die Zeichen von Wertschätzung und Zuwendung vermissen, wenn sie nichts erhält. Sie sagt, dass sie keine Geschenke will, weil sie nichts dringend braucht und nichts Nutzloses haben will.

Wirklich sagen möchte sie:  „Bitte schenkt mir keine Dinge, schon gar nicht Überflüssiges“.
Vielleicht pflegt sie den minimalistischen Lebensstil oder merkt, dass viel Besitz auch viel Zeit kostet und wünscht sich Leichtigkeit in ihrem Leben. Doch gegen geschenkte Zeit, Wertschätzung, Unterstützung und Erlebnisse (siehe Blogbeitrag zum Thema „Liebessprache“) hätte sie nichts einzuwenden.

Auch über indirekte Geschenke könnte sie sich freuen. Überlege dafür, welche Projekte, Menschen und Themen ihr wichtig sind und unterstütze diese finanziell oder praktisch:

  • Für einen Tierliebhaber kann das die Unterstützung eines Gnadenhofes sein.
  • Für jemand Soziales ein Projekt wie La Prairie in Bern (offenes Haus) oder die Initiativen gegen Kinderarmut in der Schweiz von der Caritas oder die Bergbauernhilfe
  • Vielleicht hat diese Person auch einen besonderen Bezug zu einem Land, bestimmten Personen oder bestimmten Problemen. Ich habe mich in diesem Jahr für die Schönheit der Mongolei begeistert, als ich bei explora „Vanlife“ besuchte. Beeindruckt hat mich das Kinderhilfsprojekt Bayasgalant, das Martina Zürcher und ihre Freundinnen in diesem Land schon seit vielen Jahren vorantreiben.

  • Für jemand dem die Umwelt sehr am Herzen liegt, kann eine Spende an den WWF das Richtige sein
  • Für einen Geniesser, dem die Umwelt und Fairtraid am Herzen liegt, kann ein Gutschein für gebana.com  ein perfektes „Nicht-Geschenk“ sein. Denn so kannst Du mit Deinem Geld ein Projekt unterstützen, das ihr gefällt. Zudem bekommt sie sofort oder im Lauf des Jahres fair hergestellte Schokolade oder Früchte zugeschickt.

Mir persönlich kommt das Überweisen von Geld etwas kühl vor.
Ich überlege mir, ob ich etwas arrangieren kann, das einen Zusammenhang zur Spende hat. Wir gehen im Lauf des Jahres also an einen speziellen Anlässen, den die beschenkte Organisation durchführt oder ich kläre ab, ob ein Blick hinter die Kulissen verschenkt werden kann.

Allergie gegen Stress und Zwänge

Vielleicht empfindet diese Person den Rummel um Weihnachten und Geburtstag als belastend, stressreich und unnötig. Gegen Geschenke an sich hat sie nichts. Aber sie zieht es vor anlassunabhängig zu schenken bzw. beschenkt zu werden.
Wenn das so ist, kannst Du ihr einen „Du-hast-einen-Wunsch-frei-Gutschein“ schenken oder einfach im laufenden Jahr aufmerksam sein und sich bietenden Gelegenheiten nutzen.

 

Allergie gegen Verpflichtungen und andere Komplikationen

Möglicherweise möchte eine Person nicht von Dir beschenkt werden, weil sie eure Beziehung als kompliziert empfindet. In den wenigsten Fällen wird man Dir das direkt sagen wollen oder können.

Kommunikation ist kompliziert und Menschen haben an unterschiedlichen Stellen ihre Verletzungen und ihre blinden Flecken. In einer Familien kann eine Art Konkurrenzkampf herrschen oder die Beziehungen können sehr oberflächlich oder sehr konfliktgeladen sein.

Wie andere die Beziehung zu Dir erleben, schätzt Du möglicherweise falsch ein.
Von einer Mutter weiss ich, dass sie sich über ihren Sohn und die neue Schwiegertochter beschwerte, weil diese ständig auf Distanz gingen und auch Geschenke ablehnten. Die Sicht des Paares war allerdings eine andere:

Die (Schwieger-)Mutter war sehr grosszügig, verwendete die Geschenke allerdings um Druck auszuüben. Hatte das Paar an einem Wochenende einmal keine Zeit für die (Schwieger-)Mutter jammerte sie: „Ich habe Euch xx geschenkt und ihr wollt mich nicht besuchen, wenn ich das möchte!“.
Das führte nicht nur zu Wut und Frust bei der Schwiegertochter, sondern auch zu Auseinandersetzungen zwischen dem Paar.
Kein Wunder, dass das Paar sich von der (Schwieger-)Mutter keine Geschenke mehr wünschte.
Kein Wunder, dass das Paar eines Tages ein geschenktes Familienerbstück zur (Schwieger-)Mutter zurückbrachte und den Kontakt für viele Monate abbrach.

Nicht jede komplizierte Beziehung muss sooo kompliziert sein.
Prüfe aber, welche Haltung Du beim Schenken hast und welche Ansprüche Du an andere hast und lass sie los.
Es ist erlaubt, sich nichts zu wünschen (wer will es verbieten?).
Diesen Wunsch zu ignorieren, kann ein bestehendes Problem zwischen Euch verstärken.

Respektiere es (nicht)!

  • Wenn Du nicht dahinter kommst, warum eine Person darauf besteht nichts zu bekommen, dann respektiere den Wunsch.
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  • Vielleicht sagt jemand, dass er nichts will, nonverbal kommt bei Dir etwas anderes an. Das kannst Du zu klären versuchen. Wenn es nicht gelingt, dann beziehe Dich auf die verbale Aussage und grenze Dich gegen das Unterschwellige mit einer klaren Ansage ab:
    „Ich möchte Dir gerne etwas schenken, aber wenn Du mir so deutlich sagst, dass Du nichts willst – auch nicht Immaterielles – dann nehme ich Dich beim Wort.“
    Kleine Kunstpause.
    „Du willst also wirklich absolut nichts, oder gibt es etwas was Du Dir doch wünschst?“
    Damit bist Du die Verantwortung für die Unklarheit los. Denke nicht tagelang darüber nach. Du bist nicht verpflichtet, die Gedanken und nonverbalen Signale anderer zu lesen.
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  • Wenn die Person nichts geschenkt haben will, weil sie Mühe hat etwas anzunehmen, dann nehme ich das immer ernst. Wenn ich genau weiss, dass diese Person sich über Geschenke freut, es sich aber nicht zugestehen kann, nehme ich das Problem ernst und ignoriere den Wunsch. Dann sage ich beim Überreichen eines Geschenkes mit einem Augenzwinkern: „Ich weiss, es ist für Dich nicht einfach etwas anzunehmen. Tut mir leid, da musst Du jetzt durch…“ 😉

 

* nachzulesen in „Glück für Dummies“ von W. Doyle Gentry

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