Diese Skala macht den Umweltschutz kinderleicht

Beppo tat seine Arbeit gern und gründlich.
Er wusste, es war eine notwendige Arbeit.
Wenn er so die Strassen kehrte, tat er es langsam, aber stetig:
bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich.
Schritt – Atemzug – Besenstrich – Atemzug – Besenstrich.

„Siehst du, Momo“, sagte er „es ist so. Manchmal hat man eine sehr lange Strasse vor sich.
Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.
Und dann fängt man an sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr.
Jedes mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr.
So darf man es nicht machen.

Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken, verstehst du?
Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.
Und immer wieder nur an den nächsten. …
Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut.
Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Strasse gemacht hat.
Man hat gar nicht gemerkt, wie, und man ist nicht aus der Puste. …“
Er nickte vor sich hin und sagte abschliessend: „Das ist wichtig.“ 


Auszug aus Michael Endes Buch „Momo“


Auf unserem Planeten gibt es eine Menge Umwelt-Probleme. Es sind so viele und die Zusammenhänge sind so komplex, dass es uns erschlägt, wenn wir mit dem ganze Ausmass konfrontiert sind.

aktuelle Umweltprobleme

Wir denken bei diesen Herausforderungen, dass wir es niemals schaffen. Wie Beppo, wenn er auf die lange Strasse blickt.
Was bringt es wenn wir regional einkaufen, Plastik meiden und auf Chemie in der Kosmetik verzichten?
Unsere Schritte scheinen zu klein, zu wenig effektiv.
Selbst die Fachleute sind sich nicht einig, wie wir die Probleme in den Griff bekommen. Manche behaupten gar es sei zu spät.

Aufgaben mit unklaren Anforderungen und geringen Erfolgsaussichten entmutigen uns und verhindern, dass wir das tun was wir können.

Das Leben gibt keine Garantie

Andererseits ist die Entmutigung doch seltsam.
Auch bei grossen sportlichen und beruflichen Zielen wissen wir nicht, ob wir je da ankommen, wo wir wollen. 

  • Kann ich den aktuellen Rekord brechen
    – ja,schaffe ich es meinen persönlichen Rekord zu brechen?
  • Gelingt es mir meine Vorgesetzten von meinen Qualitäten zu überzeugen?
  • Werde ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit das mit der Beförderung klappt?

Wir wissen es nicht sicher. Und doch verfolgen viele von uns solche Ziele ohne sich entmutigen zu lassen.
Wir machen in diesen Bereichen drei Dinge richtig:

  1. wir haben einen Herzenswunsch – etwas das wir unbedingt erreichen wollen
  2. wir geben unser Bestes, strengen uns an, tüfteln herum, holen uns Rat, probieren aus
  3. wir  lassen uns nicht entmutigen, sondern sehen die Chancen und hoffen auf unser Glück.

Dieselbe Haltung müssen wir auch im Umgang mit den aktuellen Umweltprobleme entwickeln.

Du wünschst Dir von Herzen, dass wir all diese Problem lösen?
Dann stellt sich die Frage

  • was Du tun kannst und
  • wie Du es schaffst Dich nicht entmutigen zu lassen.

Tu‘ die kleinen Schritte und das Leben schafft ein Wunder

Schaue also, wie Beppo Strassenkehrer, nicht auf das Ende der Strasse, sondern nur auf das „verdreckte Stück Strasse“ auf dem Du gerade stehst.

Gleich drücke ich Dir das Werkzeug, Deinen „Besen“ in die Hand und zeige Dir, wie Du die ersten Schwünge hinbekommst.
Mehr Ausrüstung braucht es nicht um der Umwelt Sorge zu tragen.
Keine langwieriges Studium, keine Expertenmeinung.
Du fegst da, wo Du bist.
Tust das was Du kannst.

Es ist zwar nur ein kleiner Besenstrich. Ein ungelenker vielleicht.
Aber immerhin: es ist ein Besenstrich.
Dieser Besenstrich ist nicht besser und nicht schlechter, als der Besenstrich mit dem es anderen Menschen gelungen ist erstaunliche Lösungen in die Welt zu bringen.
Schau Dir ein paar Beispiele in diesem Trailer an – noch besser: schau Dir den Film an und lass Dich beeindrucken:


Halte Dir solche „Erfolgs-Geschichten“ immer wieder vor Augen.
Suche danach.
Wir alle brauchen sie dringend, wenn wir Menschen sein wollen die „langen Strassen“ anpacken. 

Dein „Besen“: die besser-als-zuvor-Skala

Ich war nicht davon zu überzeugen, dass es genügend bringt, wenn ich „ein bisschen darauf achte Strom zu sparen“ und Müll trenne.
Mein Bauchgefühl sagte mir „Das ist Quatsch, genau so gut könnte Beppo versuchen mit einer Zahnbürste die lange Strasse zu fegen“.
Ein richtiger Besen der kraftvolle Schwünge zulässt, muss her!

Dank der Transition-Town-Bewegung habe ich meinen Besen 2014 gefunden. Ich habe „das Fegen“ geübt, ausprobiert und eine Art Checkliste entwickelt, die mir bei Kaufentscheidungen hilft:

besser-als-zuvor-Skala

Mit diese Kriterien kannst Du einordnen welche Vor- und Nachteile ein Produkt hat.

Angenommen Du möchtest Deiner Tochter, die gerade ihre erste Wohnung bezieht, eine Kaffeemaschine schenken. Dann

  • prüfe zuerst, welche Probleme dieses Produkt verursacht (orange Kriterien) und
  • dann welche positiven Kriterien es erfüllt (grüne Kriterien).

Klar: diese Kaffeemaschine ist ein echter Ressourcenfresser. Die positioniere ich mindestens im mittleren orangen Feld.
Wenn es eine Kapselmaschine ist, sogar ganz links.

Da lohnt sich die Frage,

  • ob Deine Tochter dieses Gerät wirklich will und braucht oder ob sie mit einer Mokkakanne vollkommen zufrieden wäre.
  • aus welchem Material die Maschine hergestellt wurde
  • wie diese Materialien entsorgt werden können
  • wie viel Strom das Gerät braucht
  • ob es für diese Maschine Ersatzteile gibt und.. und… und

Ja, stimmt, diese Entscheidung ist nicht leicht.
Sie wird sogar noch komplizierter, wenn Du nicht nur auf die Marke und den Geldbeutel, sondern auf die Umwelt schaust.
Eine Kaffeemaschine zu kaufen ist, was die Umwelt betrifft, einer rechte Herausforderung.

Doch in vielen Fällen ist es nicht schwer:
Du willst ein Dreirad kaufen für Dein jüngstes Enkelkind.
Anhand der Kriterien der Skala, zu denen Du hier noch mehr Fragen findest die weiterhelfen, wird Dir rasch klar, dass ein Plastik-Ding aus dem Supermarkt, das in China hergestellt wird, von Menschen, die davon vielleicht nicht leben können und ihre Gesundheit durch Gifte ruinieren, eine schlechte Variante ist.
Was wäre besser als zuvor?

  • Ein gebrauchtes Dreirad im Secondhand-Laden zu suchen oder
  • Deinen Computer zu fragen nach „Dreirad Schweiz“ oder „Dreirad ökologisch“. Du findest auf Anhieb eines von Wisa Gloria (Schweiz) oder von Naturkindchen.de

Ca. 2 Kilo Plastikmüll gespart, die Umwelt nicht mit dem Transport belastet und ein Material gewählt, das sich auch wieder entsorgen lässt bzw. nachwächst: Du hast eine Menge besser gemacht als mit der Entscheidung nach dem Naheliegendem und dem Geldbeutel.
Nicht schlecht der Besen – oder?

Konflikte

Manchmal müssen wir uns entscheiden zwischen zwei Kriterien, die sich gegenseitig ausschliessen.
Die Bambuszahnbürste von Hydrophil zum Beispiel wird in China produziert. Dafür aber umweltschonend und fair.
Es gibt im Moment keine Schweizer Firma, die Holzzahnbürste herstellt. Ich könnte nur Plastikzahnbürsten bekommen.

Für mich zählt:
die Hydrophil-Zahnbürsten

  • verursachen kein Plastikmüll der während Jahrzehnten schadet

  • geben kein Gift (durch Farbstoffe) in die Umwelt ab, abgesehen davon was durch den Transport entsteht

  • sind kompostierbar

  • brauchen kein Erdöl für die Produktion, sondern entstehen aus einem nachwachsenden Rohstoff

Also ziehe ich die Hydrophil-Zahnbürste vor. Auch in der Hoffnung, dass eine Schweizer Firma merkt, dass es Menschen gibt die Holzzahnbürsten wollen.
Wie gesagt, es geht nicht um Perfektion, sondern um einzelne „Besenstriche“ die darauf abzielen, es besser zu machen als zuvor.

Dein Vorteil

  • Mit der besser-als-zuvor-Skala kannst Du leichter abchecken welche Vor- und Nachteile ein Produkt hat

  • Du kannst klare Kriterien verfolgen. Es wird Dir bewusster was der Umwelt schadet. All das kannst Du nach und nach „aus Deinem Leben fegen“.

  • Du lernst Neues kennen, das hilft gegen den grauen Alltag, bringt Farbtupfer ins Leben und kann eine Menge Positives in Dein Leben bringen.

 

Einfach ausprobieren – für die Weihnachtsgeschenke

  • Wähle die Weihnachtsgeschenke nicht nur dem Portemonnaie entsprechend aus, sondern berücksichtige auch die Kriterien der besser-als-zuvor-Skala

  • Meinen Gästen habe ich geschrieben, dass ich Plastik und Müll vermeiden möchte, daher ziehe ich alles was essbar und recyclebar ist vor.
    Es gab nur positive Kommentare dazu. Mal sehen, wie es in der Praxis funktioniert 🙂

  • Finde heraus, wo sich das Repair-Cafe in Deiner Nähe befindet und geh mal hin. Vielleicht ist die Standuhr Deiner Mutter schon einige Monate kaputt oder das Lieblingsbuch Deiner Tochter fällt auseinander. Dann schenke den beiden zu Weihnachten einen gemeinsamen Ausflug ins Repair-Café. Gemeinsam könnt ihr erleben wie viel Herzblut die ReparateurInnen investieren, um die Uhr zum laufen zu bringen und das Buch so zu kleben, dass Deine Tochter auch ihren Kindern die Geschichte erzählen kann. Unentgeltlich.

 

 

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